Interview mit Alex - von Christina Radish, Collider (4. November 2016)
"Hawaii Five-0": Alex O'Loughlin spricht offen über seine Entscheidung, die Serie zu verlassen
In der 150. Folge der CBS-Serie "Hawaii Five-0" mit dem hawaiianischen Titel "Ka makuahine a me ke keike kāne", der "Mutter und Sohn" bedeutet, muss das Five-0-Team aufbrechen, um Steve McGarretts (Alex O'Loughlin) Mutter Doris (Christine Lahti) zu befreien, nachdem Catherine (Michelle Borth) Steve über deren Gefangennahme informiert hat. Aber obwohl ihr die Hinrichtung droht, nachdem sie versuchte, Wo Fats inhaftierten Vater zu befreien, hält dies Doris nicht davon ab, ihre sehr gefährliche Mission zu Ende bringen zu wollen.
In diesem exklusiven Telefoninterview mit dem Collider sprach der australische Schauspieler Alex O'Loughlin darüber, wieso Hawaii Five-0 seiner Ansicht nach so einen Riesenerfolg hat, warum Hawaii sich für ihn wie seine Heimat anfühlt, sowie über die Rückkehr der zwei wichtigsten Frauen in Steve McGarretts Leben und ob dieser es schafft mit diesen Beziehungen emotional abzuschließen, warum die Dynamik zwischen Steve und Danno (Scott Caan) so wichtig für die Serie ist, warum Alex beschlossen hat die Serie nach acht Staffeln zu verlassen (sofern sie um eine weitere Staffel verlängert wird) und wieso er hofft, in der 8. Staffel bei einer Folge Regie führen zu können. Bitte beachten Sie, dass einige "Spoiler" diskutiert werden.
Collider: Glückwunsch
zu 150 Folgen!
Alex: Danke!
Das ist ein großer
Meilenstein, den nur noch wenige TV-Serien erreichen.
Alex: Ja, ich muss zugeben, dass es in der heutigen TV-Welt ziemlich
aussergewöhnlich ist.
Als Schauspieler in
einem Beruf, bei dem man nie weiss, welcher Job als Nächstes kommt, ist es da
cool, zu wissen, dass die Menschen noch immer gern einschalten und immer wieder
zuschauen?
Alex: Ja, das ist cool. Es gibt einem auch eine Art Rückbestätigung in vielerlei
Hinsicht. Ich sehe, wie hart jeder arbeitet, mit dem ich in der Serie
zusammenarbeite. Ich freue mich wirklich sehr für jeden, wegen all der harten
Arbeit, die wir in die Serie stecken.
Nur sehr wenige
Reboots, Remakes und Neuauflagen sind wirklich erfolgreich. Die meisten von
ihnen schaffen es nicht (über eine Staffel hinauszukommen), aber diese
Serie hat sich gegen alle Zweifel durchgesetzt. Was glauben Sie ist das
Geheimnis hinter dem Erfolg von Hawaii Five-0?
Alex: Nun, ich denke es sind mehrere Faktoren. Lassen Sie mich damit beginnen,
zu sagen, dass ich keine Ahnung von dem habe, was ich sage. Was weiss ich schon?
Aber ich denke einer der Gründe dafür, dass Reboots nicht funktionieren, ist,
dass sie versuchen nachzuahmen, was davor geschaffen wurde. Was wir bei dieser
Serie getan haben, ist etwas ganz Unterschiedliches zu erschaffen. Mein
McGarrett unterscheidet sich sehr von Jack Lords McGarrett, und Scotts Danno
unterscheidet sich stark vom alten Danno. Aber ich denke auch, dass jede
erfolgreiche Show einen gewissen Anteil an Alchimie hat. Die Alchimie in diesem
Fall hat etwas mit der Chemie zwischen den Darstellern zu tun, mit dem was Peter
Lenkov mit seinen Drehbüchern einbringt, sowie mit den schönen Drehorten, die
Hawaii als "Darsteller" bietet. Das alles zusammen funktioniert einfach.
Sie arbeiten nun seit
mehreren Jahren an der Serie mit und Sie scheinen sich in Hawaii recht gut
eingelebt zu haben und den hawaiianischen Lebensstil angenommen zu haben. Wann
hat Hawaii angefangen, sich für Sie wie Heimat anzufühlen?
Alex: Ich kann mich fast überall recht gut und recht schnell eingewöhnen. Ich
bin Schauspieler, und als Schauspieler bin ich so eine Art Handelsreisender. In
Hawaii fällt es einem recht leicht, seinen Hut aufzuhängen und es sich gemütlich
zu machen. Ich habe mich hier sehr schnell wohlgefühlt, aber nachdem ich etwa
1,5 bis 2 Jahre hier war, wusste ich, dass dieser Ort für immer einen Platz in
meinem Herzen haben wird.
Sicherlich fällt es
nicht schwer, dauerhaft im Paradies zu arbeiten.
Alex: Viele Leute kommen hier nur für eine Woche (Urlaub) her, aber es gibt
Aspekte im Leben auf einer Insel mitten im Ozean, die auch schwierig sind. Jeder
Ort hat Vor- und Nachteile. Einmal pro Jahr muss ich weg von hier. Ich schnappe
mir meine Familie und wir reisen an andere Orte. Ansonsten sieht man es
irgendwann für selbstverständlich an und es kann dadurch seinen Reiz verlieren.
Ich möchte nicht, dass dies jemals passiert; daher verreisen wir.
Als 150. Folge ist
diese sehr bedeutend, und Catherine kehrt darin zurück und McGarretts Mutter
muss gerettet werden. Was können Sie uns erzählen, um einen kleinen Vorgeschmack
auf die Rückkehr der zwei wahrscheinlich wichtigsten Frauen in Steves Leben zu
geben, von denen beide ihm immer wieder zu entgleiten scheinen?
Alex: Ich denke, dass es eine wirklich wichtige Folge für Steve ist, in dem
Sinne, dass diese Frauen in seinem Leben die größte Bedeutung haben, aber ihm
auch den meisten Kummer und Schmerz verursacht haben. Sie sind beide nervig,
aber gleichzeitig bedeuten ihm die Beiden mehr, als jeder Andere. Mit einer der
beiden schließt er (emotional) ab und mit der Anderen in gewissem Maße auch.
Dass er mit Catherine einen Abschluss findet, ist wirklich wichtig für ihn. Es
beantwortet einige Fragen für ihn. Wann immer jemand in jener Situation steckt,
in der er sich befand, ist man gezwungen, auf sich selbst zu blicken und sich zu
fragen, ob man selbst das Problem war oder nicht, und ich glaube, diese Phase
hat er endlich hinter sich gelassen. Mit seiner Mutter ist das etwas kniffliger.
Ich glaube nicht, dass er jemals damit Frieden schließen wird, aber er kommt dem
schon näher und wird emotional immer stabiler. Sie hat emotional nicht mehr
soviel Einfluss auf ihn. Es war ein langer Weg für ihn mit seiner Mutter.
Es ist schön, ein wenig davon zu sehen,
wie das Leben für McGarrett in seiner Kindheit war, und wie seine damalige
Beziehung zu seiner Mutter war, als er noch Kind war. Inwiefern glauben Sie,
dass ihre damalige Beziehung sich in der jetzigen widerspiegelt?
Alex: Ich glaube nicht, dass sie das tut. Sie sprechen von der Verletzlichkeit
und dem Vertrauen eines Kindes und seiner Mutter. Wenn ein Elternteil das Kind
so sehr liebt, wie sie das mit ihm und seiner Schwester tat, aber dann jene
Dinge tut, die sie tat, gibt es kein Vertrauen mehr, und die Beziehung ändert
sich. Seit wir McGarrett kennen, war er auf der Suche nach dieser Beziehung und
was davon heute übrig ist, und ich denke das wird ihm jetzt bewusster.
Wie wir wissen, wollte
Steve Catherine einen Heiratsantrag machen, bevor sie das letzte Mal weg ging.
Glauben Sie, dass er jemals wieder erwägen wird, (sie) zu heiraten - oder
ist dieser Zug abgefahren?
Alex: Ich weiss nicht. Ich schreibe nicht die Drehbücher für die Serie und ich
weiss nicht, was die Zukunft bringt. Aber aus Sicht von Steve, würde ich davon
ausgehen, dass er auf keinen Fall mehr eine Ehe mit Catherine in Erwägung zieht.
Es ist klar geworden, dass Catherine nicht die richtige Kandidatin für ihn ist,
unabhängig von dem, was sie füreinander fühlen. Die Entscheidungen, die sie für
ihr Leben getroffen hat und an denen sie festhält, funktionieren nicht (in
einer Ehe). Auch wenn er noch nie verheiratet war, ist er schlau genug, um
zu verstehen, was die Institution der Ehe voraussetzt und was sie bedeuten
würde. Das hat Catherine unmöglich gemacht, als sie die Entscheidungen traf, die
sie getroffen hat. Er respektiert und bewundert ihre Entscheidungen, aber diese
haben sie als Kandidatin für jegliche langfristige Beziehung aus dem Rennen
geworfen. Durch Catherine, die tut, was sie für sich tun muss, und die den Weg
verfolgt, dem sie für sich folgen muss, hat er Verständnis für Doris gewonnen,
in einem Maße, wie er dies vorher nie konnte. Irgendwie hat Catherine seine
Mutter für ihn menschlich gemacht. Dies hat Cath ihm erleichtert, mehr als alles
Andere. Das ist das größte Geschenk, das man Steve machen konnte.
Eines der besten Dinge
an dieser Serie ist es, die Dynamik zwischen Steve und Danno zu beobachten, da
sie Spass macht und witzig ist, und die beiden soviel zusammen durchgemacht
haben seit dem Start der Serie. Was genießen Sie noch immer daran, diese Dynamik
mit Scott Caan auf den Bildschirm zu bringen und mit ihm zusammenzuarbeiten?
Alex: Also zunächst mal ist er ein Freund von mir. Über die Jahre sind wir zu
Freunden geworden, und es ist schön, mit seinen Freunden zusammenzuarbeiten.
Wenn man mit den Leuten, mit denen man zusammenarbeitet, befreundet ist - und
das gilt für alle anderen Schauspielkollegen in der Serie - macht das Spass. Die
Arbeit wird weniger anstrengend. Es dreht sich doch alles um die langen, langen,
langen Arbeitszeiten und darum, was die Serie uns abverlangt. Wenn wir all das,
was wir Tag für Tag tun, zusammen mit Freunden tun und die Serie gemeinsam mit
diesen produzieren, lohnt sich die Mühe. Wenn wir keine Freunde wären, hätte ich
nicht für zwei weitere Jahre unterschrieben. Ich denke insbesondere, dass unsere
gemeinsame Dynamik wirklich wichtig ist. Sie ist ein Teil dessen, was diese
Serie so attraktiv macht und sie ist einer der Gründe, weshalb die Zuschauer die
Serie genießen. Ich liebe es, zu sehen, was unsere Dynamik hervorbringt, denn
manchmal ist es auch für uns eine Überraschung.
In der aktuell siebten Staffel dieser
Serie, sind sie dem Serienende näher, als dem Anfang. Haben Sie die feste
Entscheidung getroffen, dass nach acht Staffeln Schluss für Sie ist?
Alex: Ich habe meine Entscheidung
getroffen. Vor allem möchte ich nicht länger weitermachen, weil ich die Serie
nicht zerstören möchte. Noch hat sie eine gewisse Magie. Es ist jedoch
schwierig, diese lebendig und frisch zu halten. Es ist schwierig, sie jeden Tag
neu zu erschaffen und mit Humor zu füllen. Ich befürchte, dass ich dies
vielleicht nicht mal bis zum Ende der 8. Staffel schaffen werde, aber ich werde
bis zum Ende alles geben. Hinzu kommt, dass ich körperlich eine Menge
Verletzungen hatte. Ich habe mir starke Schmerzen beim Dreh der Serie zugefügt.
Ich habe ernsthafte Rückenprobleme, wegen denen ich immer wieder nach
Kalifornien zur Behandlung fliege. Ich möchte meinen Körper nicht noch mehr
ruinieren. Ich bekomme Stammzellentherapie an der Wirbelsäule, damit ich meine
Kinder hochheben kann. Ab einem gewissen Punkt, ist es (einfach nur)
Fernsehen. Film und Fernsehen sind nicht so wichtig, wie mein Leben. Ich glaube,
dass ich körperlich nicht mehr schaffen werde, als acht Jahre. Eventuell wird es
nicht mal eine achte Staffel geben. Es ist etwas voreilig von uns, überhaupt
darüber zu sprechen. Aber wenn sie möchten, dass wir eine 8. Staffel drehen,
wird dies die letzte für mich sein.
Haben Sie darüber
nachgedacht, welches Ende Sie gern für Steve McGarrett hätten, und haben Sie
dies mit den Drehbuchautoren diskutiert?
Alex: Ich spreche nicht wirklich mit den Autoren, da es für mich frustrierend
ist, wenn sie Dinge anders sehen. Ich versuche nur das Beste aus dem zu machen,
was sie mir vorgeben. Sie haben ihre eigenen Ideen und ich habe meine eigenen
Ideen. Ehrlichgesagt glaube ich, dass es die Serie nicht mehr gäbe, wenn meine
Ideen umgesetzt würden. Ich weiss nicht, wie man eine erfolgreiche Serie macht.
Daher bin ich offen für alles. Solange es intelligent, durchdacht, kreativ und
interessant ist, ist es o.k. für mich.
Viele Schauspieler, die sich daran
versuchen möchten, Regie zu führen, scheinen dies in einer Folge ihrer eigenen
TV-Serie zu tun. Haben Sie im Laufe der sieben Staffeln je daran gedacht, die
Regie bei einer Folge der Serie zu übernehmen?
Alex: Wenn wir es bis zu einer 8. Staffel schaffen, werde ich bei einer Folge
Regie führen. Ich bin jeden Tag hier am Set und ich denke, jeder von uns hat ein
Mitspracherecht bei dem, was bzw. wie wir etwas tun. Wir alle wissen, wie die
Serie gedreht wird und wie man eine Geschichte erzählt. Es wird mir nicht so
fremd sein, im Regiestuhl zu sitzen. Wenn all dies hier vorbei ist, hoffe ich,
dass Regieführung Teil meiner Karriere sein wird. Ich glaube nicht, dass ich
besonders gut als Schauspieler bin. Ich bin gut darin, aber ich denke, dass ich
wahrscheinlich etwas besser als Regisseur bin. Aber es könnte auch sein, dass
ich miserabel bin als Regisseur. Wenn meine Folge (in der ich Regie führe)
nie ausgestrahlt wird, werden wir wissen, dass Regieführung nicht Teil meiner
Zukunft sein wird.
ENDE
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