Interview mit Alex (Mike Gordon, Honolulu Star Advertiser, Sept. 2012)

Das Paradies gefunden

"Five-0"-Star Alex O'Loughlin findet Frieden in seiner Rolle abseits des Bildschirms als Heimwerker und Papa

Was einem an Schauspieler Alex O'Loughlin am meisten auffällt, als er sich am Set von "Hawaii Five-0" in einen Plüschsessel fallen lässt, ist die Ruhe in seinem Gesicht. Er ist gesund und glücklich. Ein vollkommener Mann.

O'Loughlin, der Star von "Five-0" arbeitet seit Juli hart an der 3. Staffel der beliebten CBS Fernsehserie mit, die heute abend bei einer besonderen Premiere am Strand von Waikiki ihr Debüt feiert, bevor die erste Folge dann am Montag auch für den Rest des Landes im Fernsehen ausgestrahlt wird. Aber die eigentliche Arbeit begann lange bevor die Kameras anfingen für die neue Staffel zu laufen.

Im März erschien eine Aura der Ruhe für O'Loughlin noch in weiter Ferne und unwahrscheinlich, nachdem er eine Drehpause bei der Serie einlegen musste, um sich sich gegen die Abhängigkeit von Schmerzmitteln behandeln zu lassen, die er wegen einer hartnäckigen Schulterverletzung verschrieben bekommen hatte.

Der Schauspieler erzählt, dass es für ihn sehr schwer war, die Serie - wenn auch nur kurz - zu verlassen, da er "Five-0" liebt und sich glücklich schätzt, ein Teil davon zu sein.

Diese Erfahrung hat den 36jährigen Australier verändert, der seine Fans im August mit der Nachricht verzückte, dass er und seine Freundin, Model und Surferin Malia Jones, ein Baby erwarten. Für beide ist es das zweite Kind, da sie jeweils Kinder aus früheren Beziehungen haben.

O'Loughlin hat ein strahlendes Lächeln im Gesicht und bestätigt lachend seinen "neuen Status" als werdender Papa.

"Dies ist eine wunderbare Phase", erklärt er, "Ich erlebe gerade die beste Zeit meines Lebens".

Das ist auch offensichtlich.

In einem Gespräch in dem Büro seines Seriencharakters Steve McGarrett, sprach der Schauspieler über neue Wendungen in der Serie, eine Art göttliche Eingebung, die er hinsichtlich seiner Rolle als führendes Mitglied des Five-0-Teams hatte, und die Freude, die es ihm bringt, eine Familie bzw. Kinder in Hawaii großzuziehen.

Mike: Wieviel Input bekommen Sie in Bezug auf den weiteren Handlungsverlauf von "Five-0"?

Alex: Ich bin nicht so sehr am kreativen Teil beteiligt - wie dem Handlungsverlauf und solchen Dingen. Ich gebe Peter, dem Chefproduzenten, Feedback zum Handlungsverlauf der jeweiligen Woche... aber im Großen und Ganzen überlasse ich das den Drehbuchautoren und Produzenten. Wenn sich etwas ergibt, was mir sehr am Herzen liegt, dann teile ich ihnen das mit, aber ich bin sicher nicht verantwortlich für irgendwelche tollen Handlungsstränge. Ich bekomme die Drehbücher von Woche zu Woche und bin genauso verblüfft wie Ihr, wenn Ihr die Serie anschaut.

Es ist toll, wenn die neuen Drehbücher herauskommen. Ich bin immer ganz begierig darauf, sie zu lesen und zu sehen, was passieren wird, und welche neuen Informationen auftauchen werden, und was ich spielen darf.

Mike: Die Handlung am Ende des Finales von Staffel 2 hat jeden verblüfft.

Alex: Ja, Steves Mutter ist wieder aufgetaucht, und er hatte die letzten 20 Jahre gedacht, sie sei tot. Und nicht nur das, denn der brutale Mord an seinem Vater hatte auch direkt mit dem vorgetäuschten Tod seiner Mutter zu tun, denn sein Vater war ja noch immer Jahre danach aktiv auf der Suche nach ihren Mördern. Die ganze Familie hatte nach Antworten gesucht...

Das schafft eine ganz neue Ebene der Verwirrung und des Misstrauens und wirft Fragen auf. Und auch Bedauern und Ablehnung gegenüber seiner Mutter. Ich glaube er hat definitiv gemischte Gefühle ihr gegenüber.

Mike: Nun, er war sicherlich erstaunt in den letzten Momenten der 2. Staffel.

Alex: Absolut. Und wie geht man mit dieser Information um? Natürlich erklären wir in der ersten Folge, was mit ihr passierte und warum sie das, was sie tat, getan hat. Und natürlich war es in guter Absicht, aber es bleibt die Familie.

Familie ist für uns alle manchmal ganzschön knifflig. Ich kenne niemanden, der nicht irgendwelche Probleme mit seinen Eltern, Geschwistern oder so hat. Seine Freunde kann man sich aussuchen, aber nicht seine Familie... und während sich die Handlung weiterentwickelt, wird sehr schnell deutlich, dass Steve seiner Mutter misstraut, und das ist eine sehr schwierige Situation, wenn man genau dem Menschen, dem man am meisten vertrauen sollte, nicht vertraut.

Mike: Als die ersten Dreharbeiten für "Hawaii Five-0" 2010 begannen, sagten Sie, dass es eine action-geladene, physisch anspruchsvolle Serie wäre, die ihrem Körper viel abverlangte. In der 2. Staffel, in der Sie sich die Schulterverletzung zuzogen, mussten Sie eine kleine Pause einlegen. Begegnen Sie den Anforderungen Ihrer Rolle in der neuen Staffel anders?

Alex: Jeder weiss, wie hart es für mich war. Solche Dinge passieren auch Profi-Sportlern ständig. Ich behaupte nicht, ein Profisportler zu sein, aber ich bin sehr sportlich und mache viele körperliche Sachen - eine Menge Stunts. Als ich in die 3. Staffel startete, wurde mir bewusst, dass ich ein Baby haben werde und dass ich meinen 15jährigen Sohn zuhause habe, der auch bei mir lebt, und dass ich eine Menge Verantwortung trage. Aber noch viel mehr trage ich eine Verantwortung für mich selbst, und das hatte ich, glaube ich, etwas vernachlässigt. Nicht auf eine leichtsinnige Art, aber dies ist die erste Serie für mich, die erfolgreich läuft. Ich glaube, ich hatte das Gefühl, dass die ganze Verantwortung dafür auf meinen Schultern lag, und ich hatte eine Art Superman-Komplex - Mir wird schon nichts passieren, ich bin unverwundbar. Aber das stimmte nicht. Ich bin wie jeder Andere. Wenn Du mich genug rumwirfst, breche ich mir über kurz oder lang etwas.

Es ist jetzt tatsächlich sehr friedlich in meinem Leben, nach dieser "Eingebung" oder Erkenntnis, die ich hatte. Ich mache immer noch Actionkram und liebe es, aber ich gehe nicht mehr die Risiken ein, die ich früher einging. Und es geht nicht nur darum, dass ich mich nicht verletzen möchte; ehrlichgesagt habe ich auch einfach keine Lust mehr dazu.

Mike: Wie wichtig ist Ihnen ein Fitnessprogramm für Ihre Gesundheit?

Alex: Ich mache allen möglichen Sport... Ich fahre Rad. Ich gehe Joggen. Und es gibt Phasen, in denen ich eher Gewichte stemme. In den letzten sechs Monaten lag mein Fokus vorwiegend auf Jiu-Jitsu. Das ist ein großartiger Sport, um rundum fit zu werden. Ich mache noch gelegentlich andere Sportarten, aber Jiu-Jitsu mache ich zwei- bis dreimal die Woche. Es ist großartig zur Stärkung der Sehnen, die eines meiner großen Probleme sind - die Sehnenentzündung in der Schulter und solche Dinge.

Aber wie Sie schon gesagt haben: Ich bin nicht mehr 25, sondern 36, und werde irgendwann - so Gott will - 50 Jahre alt sein, und dann möchte ich noch am Ball sein. Ich möchte aktiv mit den Kindern sein. Ich bin ein aktiver Mensch. Ich kann einfach nicht rumsitzen. Bewegung ist ein wichtiger Teil des Gleichgewichtes in meinem Leben. Ich möchte nicht in einem jungen Alter - und ich finde mit 50 Jahren ist man noch jung - in die Situation geraten, dass ich das, was ich tun möchte, nicht mehr tun kann. Ich gehe es schlau an.

Mike: Bei einer Podiumsdiskussion 2011 erzählten Sie dem Publikum, dass Hawaii ihr neues Zuhause geworden ist, dass Ihr Herz nun hier angelangt sei und dass sie eine Familie auf den Inseln gründen möchten. Es scheint, als würde sich genau das jetzt erfüllen, und als könnte es nicht besser laufen.

Alex: Die Familie hat oberste Priorität. Ich hasse es, dies den Produzenten der Serie zu sagen, aber die Familie ist meine erste Priorität... Die Serie hat zweite Priorität. Die Serie ist extrem wichtig, und Sie sehen, wieviel ich in die Serie einbringe, daher können Sie sich vorstellen, wieviel ich in meine Familie investiere. Jede freie Minute, die ich habe, verbringe ich zuhause bei den Kindern und mit Malia.

Ich glaube, ich habe für mein Alter schon viel erlebt, und eine Menge Dinge gemacht, die ich tun wollte, und es gibt noch vieles, was ich tun werde. Aber in der aktuellen Phase meines Lebens ist die Zufriedenheit, die ich aus dem Zusammensein mit den Kindern und dem Zuhausesein und meinem Haus, gewinne, einfach so schön. Ich habe ein renovierungsbedürftiges Haus aus dem Jahre 1952 gekauft, und irgendwas ist immer am Auseinanderfallen oder funktioniert nicht. Ich habe ständig irgendwelche kleinen Reparaturen zu erledigen, die ich meist selbst mache, aber für die ich auch Hilfe in's Haus hole. Ich kann einiges selbst erledigen. Das sind die Dinge, die mich wirklich befriedigen. Ich liebe es, mehr als alles andere. Daher habe ich nicht das Gefühl, dass ich irgendwas verpasse, wenn ich nicht in Clubs ausgehe. Diese Dinge liegen für mich in der Vergangenheit. Aber manchmal bin ich schon an einem Punkt, wo mir alles zuviel wird - das werden Ihnen alle Eltern bestätigen - und wo ich mir wünsche, ich hätte einen Moment für mich allein, um einfach egoistisch zu sein. Aber das Großartige am Elternsein ist, dass man nicht mehr über sich selbst nachdenken muss, da man so beschäftigt damit ist, über die Kleinen nachzudenken.

Mike: Kinder werden aber viel zu schnell groß und dann haben Sie ein leeres Nest zuhause.

Alex: Ich glaube ich habe ein wirklich fantastisches Gleichgewicht zwischen meiner Hauptrolle in einer großen Serie und meiner Rolle als Familienvater. Die beiden Seiten meines Lebens sind wirklich sehr gut ausbalanciert. Aber würde ich gern mehr auf der Familienseite unternehmen? Ja, natürlich. Aber was lustig ist an Ihrer Bemerkung ist, dass ich mich tatsächlich oft in meinem Haus umschaue und sage "Oh, Mann, wer hat denn schon wieder die Wand bemalt? Warum könnt Ihr Jungs Eure Spielsachen nicht wegräumen? Was ist hier los? Wer hat die Couch vollgekleckert und niemandem etwas davon gesagt?" Und dann stelle ich mir vor, wie es ist, wenn ich in 20 Jahren keine Kinder mehr im Haus habe, und keine Spielsachen rumliegen, und es ruhig ist - und der Gedanke daran, lässt mich das Chaos dieser Momente überstehen.

Mike: Stimmt es, dass Sie den ganzen Sommer über darauf gedrängt haben, dass es eine dritte Sunset on the Beach-Premiere gibt?

Alex: Ja, das stimmt. Ich möchte nicht das Lob dafür einstecken, dass die Premiere nun stattfindet, und ich weiss nicht, ob mir überhaupt jemand zugehört hat, wenn ich darauf drängte. Aber als ich gehört hatte, dass sie nicht sicher seien, war ich verwirrt, aber auch besorgt und etwas verärgert. Vielleicht haben sie das Ganze ja auch schon lange geplant; ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das taten. Aber es ist auch so wichtig, Mann. Es ist so wichtig für die Leute von Hawaii. Es geht nicht darum, dass ich über den roten Teppich laufe und um die Kameras. Es geht um die Leute, die kommen möchten und zusammen eine Serie genießen möchten, die zurückgekehrt ist und für die Inseln wirklich gut ist.

Es geht um die Menschen, nicht um uns. Deshalb habe ich mich dafür eingesetzt.


(Foto: CBS)

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